Ali aus Köthen

Folgendes ereignete sich etwa im Jahre 2005, vielleicht auch im Jahr davor oder danach…

Auf ein Inserat einer Fahrt von Magdeburg nach München erhielt ich einen Anruf in gebrochenem Deutsch: »Hier Ali aus Köthen. Haben Sie Platz frei?«

Wir besprachen die Details, insbesondere den Treffpunkt am Bahnhof - es war etwas schwierig, denn es wurde nicht klar, ob Ali aus Köthen wirklich verstand - und wir vereinbarten die Fahrt.

Keine 5 Minuten nachdem ich aufgelegt hatte, erhielt ich eine SMS: ‚Hier ist Ali aus Köthen. Haben Sie noch Platz nach München?‘

‚Na klar‘, dachte ich. ‚Er hat es nicht verstanden. Besser, ich gebe ihm die Informationen schriftlich, dann kann er alles in Ruhe nachlesen.‘

Ich schrieb alle wichtigen Details in eine SMS und bestätigte die Fahrt nochmal.

Am Abfahrtstag rief er mich 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit an: »Hier Ali aus Köthen. Ich steh am Bahnhof.«

»Ich bin in 10 Minuten da«, bestätigte ich. »Bis gleich!«

Sechs Minuten vor der Zeit kam eine SMS: ‚Hier Ali aus Köthen. Ich bin schon da.‘

An der nächsten roten Ampel tippte ich zurück: ‚Komme auch gleich.‘

Ali aus Köthen begann zu nerven.

Dann fuhr ich am Treffpunkt vor. Da standen meine drei Mitfahrer; sie hatten sich schon ohne mich gefunden: zwei Damen und ein wie zu erwarten arabisch aussehender junger Mann. So begriffsstutzig kam er mir gar nicht vor.

Sonst war niemand mit passender Beschreibung dort.

Die Mitfahrer waren schnell verstaut; die beiden Damen auf der Rückbank und der Araber auf dem Beifahrersitz.

Eine Dreiviertelstunde nach Abfahrt - wir waren schon längst in nette Gespräche vertieft - klingelte plötzlich mein Telefon.

Ich nahm ab.

»Hier Ali aus Köthen, wann Sie kommen?«

Ich sah den jungen Mann neben mir von der Seite an.

»Wer bist denn Du?«

Der sank ein ganzes Stück in seinem Sitz zusammen.

»Ali… aus Köthen.«

Es hatten zwei Alis angefragt, einer stets per Anruf, der andere per SMS. Jener per SMS hatte es ins Auto geschafft. Der andere, der sich dummerweise erst eine Stunde später meldete, nachdem ich ihm gesagt hatte, daß ich in 10 Minuten da bin, war am Bahnhof in Magdeburg geblieben. Hätte er sich eher gemeldet, hätte man immerhin noch verhandeln können, ob die Rückbank ausnahmsweise auch einmal mit drei Personen besetzt werden könnte - bei dem Opel Omega, den ich damals fuhr, wäre das durchaus vertretbar gewesen.

Am Abend rief ich den stehengebliebenen Ali aus Köthen nochmal an. Er war inzwischen - mit dem Zug - gut am Ziel angekommen und mir nicht böse.

Seitdem notiere ich mir Name und Telefonnr immer noch separat auf einem Zettel und vergleiche bei neuen Anfragen, selbst wenn sie noch so identisch erscheinen…

Es hatten zwei Alis angefragt, einer stets per Anruf, der andere per SMS. Jener per SMS hatte es ins Auto geschafft. Der andere, der sich dummerweise erst eine Stunde später meldete, nachdem ich ihm gesagt hatte, daß ich in 10 Minuten da bin, war am Bahnhof in Magdeburg geblieben. Hätte er sich eher gemeldet, hätte man immerhin noch verhandeln können, ob die Rückbank ausnahmsweise auch einmal mit drei Personen besetzt werden könnte - bei dem Opel Omega, den ich damals fuhr, wäre das durchaus vertretbar gewesen.

Hi,

das Thema kenne ich, bin von Leipzig am Freitag nach Hause gefahren, mein Auto war ausgebucht. Als ich am Treffpunkt ankam standen nicht 3 Mädels sondern 4. Okay sagte ich mir ist kein Problem, Platz sollte eigentlich genug sein und es ist auch nur eine Ausnahme. Ich begrüßte die Mädels „Hi Franzi, Jana und Julia! Wer bist Du?“ Nr. 4 sagte: „Hallo, ich bin Julia.“ :unsure: ;)  Da ich zwei Julia`s hatte war mir mein Fehler jetzt klar geworden, ich erklärte den Mädels die Situation und alle Lachten. :slight_smile: Ich fuhr mit dem Mädels los, als wir auf Höhe Botanischer Garten waren, meldete sich mein Telefon, " Hallo, hier ist JULIA. Wo bist Du?" :huh: :huh: :huh:

Jetzt war ich an dem Punkt, wo Ostern und Weihnachten zusammen kommt. Der Anker wurde ausgeworfen und in die Parkbucht eingeflogen. Ich erklärte Julia (Nr. 3) ganz höfflich, dass mir ein fürchterlicher Fehler unterlaufen ist und ich auch leider keine Möglichkeit hatte Sie trotzdem mitzunehmen, da ich ja schon „2 Julia`s“ hatte. Ich wußte nicht ob ich heulen, lachen oder einen Termin beim Psycho machen sollte. Julia Nr. 3 verzieh mir meinen Fehler, bei der nächsten Gelegenheit hatte ich Sie dann auch kostenlos mitgenommen, als kleine Wiedergutmachung. :slight_smile:

Nette Stories :D  So voll wurde mein Wagen bisher nie, dass mir das hätte passieren können.

Übrigens: Das Buchungssystem, das mich vor der Fahrt eine Übersicht aller Mitfahrer mit Kontaktdaten ausdrucken liess, war vor der Provisionseinführung für mich ein organisatorischer Vorteil bei mfg.

Hallo Ulme,

das ist ja krass: gleich drei Julias!

Da hättste ja allein mit denen das Auto füllen können…

Das mit dem Ali damals hab ich als Alptraum empfunden.

Hallo cb,

es mag antiquiert erscheinen, aber Zettel und Stift ist für mich immer noch das Schnellste und Flexibelste. :wink:

Beste Grüße!

Ich hab da eine andere Methode: Vorname und Abfahrtsort im Telefonbuch speichern!

Das hätte, wenn man es gleich macht, sogar in euren (im nachhinein) erheiternden Fällen geholfen. Denn, wenn der 2. anruft, steht ja nur die blanke Nr. da!

Gruß Micha

haha… op mann. besonders dass mit den 3 julias - schön dass eure erfahrungsberichte wenigstens ein happy end haben :slight_smile:

bg basti

Eine Verwechselung hatte ich auch schon mal, wenn auch nicht so spektakulär: An der U-Bahn in München angekommen, standen meine drei Mitfahrer schon zusammen da: Alle rein und los gings. Es war eine äußere U-Bahnstation, wo sich normal keine MfG treffen. Nach ein paar MInuten klingelt das Telefon: „Wo bist Du?“

:blink:  Frage ins Auto „Wollt Ihr alle nach Freiburg?“ Zweimal „ja“ einmal keine Antwort. Auf Englisch nachgefragt „Berlin“. OK, alles klar :smiley:

Gruß Eike

warst du schon weit weg oder konntest du ihn schnell wieder aus- und den richtigen einladen? :slight_smile:

Schade, daß die Rubrik etwas eingeschlafen zu sein scheint, bin auf der Suche nach einer passenden für meinen Beitrag auf diese gestoßen, die noch am ehesten dafür zu passen scheint, auch wenn es eher eine Nicht-Mitfahrgeschichte ist ;)  Bin nämlich heute auf meiner Fahrt an einer aussterbenden Art (zumindest auf meinen Strecken) vorbeigekommen und zwar einem Anhalter. Ich hab zwar kurzzeitig überlegt, ihn mitzunehmen, aber der hatte sich so bescheuert postiert, dass man keine Chance hatte, in der Nähe zu halten. Der 1.große Fehler war schon, dass er kein Plakat o.ä. mit seinem Wunschziel hatte, so dass man gar nicht erkennen konnte, wo er genau hin wollte und ob das wenigstens in Richtung des eigenen Ziels liegt. Der 2.Fehler, wie schon gesagt, war sein Standort: direkt an einer viel befahrenen Landstraße auf der 100 offiziell erlaubt sind und auch gefahren werden und an einem Teilstück, das mit einem durchgängigen Geländer so begrenzt war, dass man keine Chance hatte, rechts am Randstreifen anzuhalten, ohne den rückwärtigen Verkehr zu behindern oder gar gefährden (und sich selbst damit dann auch). Die nächste halbwegs nutzbare Haltemöglichkeit wäre ca. 500m weiter gewesen, aber da hätte er es w.lich gar nicht mehr wahrgenommen bzw. auf sich bezogen, daß man wg. ihm halten würde. Was für ein Amateur, trotz seines geschätzten Alters von schon über 40, war er wohl nicht in der Lage, sich als Anhalter in die Situation der Fahrer, die ihn mitnehmen sollen, zu versetzen und etwas lebensmüde anscheinend dazu auch noch, sich an so einer Stelle ohne viel Platz zwischen Straße und Geländer hinzustellen. Vielleicht wurde er aber auch nur von dem Fahrer einer früheren Mfg an der Stelle rausgeschmissen, das wäre zumindest eine Erklärung fürs fehlende Plakat :lol:  (wenn auch etwas unwahrscheinlich, da auf der Strecke sonst nicht wirklich Mfgs angeboten werden), von daher war es wahrscheinlich die klügere Wahl ihn nicht mitzunehmen :wink:

Hätte aber bei Interesse auch richtige Mitfahrgeschichten auf Lager, die ich euch zur Wahl stelle, was euch mehr interessieren würde, zu lesen (falls überhaupt noch jmd. hier mitliest :wink: ):

-alle Mitfahrer vor der Fahrt „verloren“

-Mitfahrer auf dem Weg „verloren“ :smiley:

-Mitfahrer auf dem Weg „gewonnen“ :smiley:

-eine „Beerdigungsfahrt“ (der MF war schon noch am Leben :smiley: )

-eine Mitfahrergruselgeschichte (also Geschichte über gruselige Mitfahrer bzw. Mfgs zum gruseln) :smiley:

Die ein oder andere würde mir sicher auch noch einfallen, wenn ich länger darüber nachdenke, aber ich lasse es erstmal dabei bewenden und bin gespannt auf Rückmeldungen, falls es überhaupt jemanden gibt, dens interessieren sollte ;).

@meister aller autoklassen

schreib sie doch einfach alle mal auf! vielleicht jede Woche einen oder so, du hast sie ja nun schon so toll „anmoderiert“

Mit so einer schnellen Rückmeldung hät ich jetzt wirklich nicht gerechnet, danke fürs Interesse dixi. Ich kann ja mal mit den „Verlust“-Geschichten anfangen und dann sehen wir mal ob auch für die anderen noch Bedarf besteht.

Einmal hatte ich 3 angemeldete Mitfahrer, die ich von unterwegs ca. 200km vom Startort entfernt an einem Zwischenhalt mitnehmen wollte, von meinem Startort wollte an dem Tag ausnahmsweise niemand mit. Dummerweise kam ich bis dahin in einen durch Unfälle verursachten Stau, der mich ca. 1 Stunde mehr als geplant kostete. Meine wartenden Mf hielt ich über meine Verspätung auf dem Laufenden, die sich zunächst auch damit abfanden. Als ich nur noch so ca. 15min entfernt war, erfuhr ich allerdings, dass sie inzwischen bei jemand anderem zugestiegen seien und mit dem dann weitergefahren sind. Ärgerlich zwar, aber konnte ich ihnen ja nicht übel nehmen, da sie auch an einer S-Bahn-Station am Stadtrand warten mussten, an dem es weit und breit nichts gab, wo sie sich die Wartezeit hätten vertreiben können (sogar das Bahnhofsgebäude selbst war die meiste Zeit dort zu). Naja, war aber auch nicht so wild, auf meiner Weiterfahrt meldete sich noch jmd. anderes von einem weiteren Zwischenhalt, den ich dann noch mitnehmen konnte, so dass ich nicht ganz „leer“ fahren musste. Wie ich erfahren hatte, hat meine ursprünglichen 3 Mitfahrer ein anderer Fahrer angesprochen, dem anscheinend einer oder mehrere MF nicht erschienen waren. Kann eigtl. auch nicht anders sein, da das dort ein ziemlich beliebter Treffpunkt für Mfgs in die gleiche Richtung war/ist, sonst wäre es schon ziemlich großer Zufall gewesen. Woher ich das alles weiß? eine der 3 ursprünglichen MF ist mit mir dann tatsächlich auf dem Rückweg mitgefahren (wo ich den Treffpunkt wieder wg. Stau etwas verspätet erreicht habe) und hat es mir erzählt ;-). Sie war mir auch nicht böse und die Rückfahrt war auch sehr unterhaltsam deswegen. Falls es der Profiteur von damals zufällig mitlesen sollte, könnte der gern mal n Bier spendieren, so als Gewinnbeteiligung :wink:

Die andere "Verlust"geschichte war von unterwegs und hat gerade wieder Aktualität: diesmal tatsächlich mit 3 Mitfahrern (alles Männer) unterwegs, habe ich an einer grenznah gelegenen Autobahnraststätte zum Pausemachen gehalten (der ein oder andere kann sich w.lich schon denken was kommt ;-)). Alle so zwischen 20 & 30 etwa mit dunklen Haaren und in der Mehrheit mit Bartwuchs, da dachte sich wohl eine Zivilstreife, die neben uns hielt, die wir draußen ums Auto standen, da würden sie sicher fündig werden. Erstmal bei allen Ausweiskontrolle und tatsächlich wurden sie bei dem Mf „fündig“, der als einziger kein Wort Deutsch konnte (wurde von einem seiner „Freunde“ vermittelt). Der hatte wohl noch ein laufendes Asylverfahren und durfte wohl eigentlich den Landkreis in dem wir gestartet waren, nicht verlassen (das aber musste ein anderer MF ihm übersetzen, der sich zufällig in seiner Muttersprache verständigen konnte). Der durfte also nicht mehr weiter mit und „durfte“ dann mit Polizeibegleitung wieder die Rückreise antreten…ob der wohl noch mit seinem Vermittler „befreundet“ ist? ;)  Ich habe ihm jedenfalls das Leben nicht noch schwerer gemacht und auf seinen Fahrtanteil bis zu seinem Zwangsausstieg verzichtet, obwohl mir die Streifenpolizisten sogar noch die Möglichkeit dazu geben wollten :wink: Die waren echt verständnisvoll und zuvorkommend, war für mich also nur ein kurzer Schrecken, zumal die Reise auch nicht über eine Grenze ging, wie es wohl anderen hier schon ergangen ist. Die Begebenheit ist schon eine ganze Weile her, in der aktuellen Situation heutzutage könnten sie bei vielen wahrscheinlich gar nicht feststellen, wo ihr eigentliches Domizil ist. So viel erstmal für heute, bei Interesse gerne mehr ein andermal.

Danke meister für Deine Geschichten/Erfahrungen.

Zu allen Themen würden mir auch Geschichten einfallen, so habe ich z.B. unterwegs einmal eine Mitfahrerin verloren, weil sie auf einem Rastplatz einen Bekannten getroffen hat, der sie mitgenommen hat.

Nur gruselige MF hatte ich bisher noch nicht, weshalb mich diese Story am meisten interessieren würde. :wink:

Viele Grüße!

Sei Du auch gegrüßt, Mephistophelia (bezieht sich der Name auf die Vorliebe für Goethe & Shakespeare zusammen oder soll es nur deine Vorliebe für Mephisto(pheles), die Mephistophilie ;-), kennzeichnen? Nachdem Dich die gruselige Geschichte am meisten interessiert, könnte ich mir durchaus auch letzteres vorstellen ;-))
Hoffe erstmal für Dich, dass deine „verlorene“ MF Dir wenigstens ihren Anteil an der Fahrt bis zu ihrem Umstieg entrichtet hat.

Ich weiß nicht, ob Du Dir sicher bist, die gruselige Geschichte wirklich zu lesen, aber da Du dein Interesse bekundet hast, kommt sie nun hier.
Ich hatte mit einer Freundin eine längere Fahrt angetreten und da wir noch Platz im Auto hatten, haben wir von unserem Startort für eine Teilstrecke auch einen MF mitgenommen. War anfänglich alles super, nichts auffallend negatives, im Gegenteil, wir haben uns gleich gut unterhalten und er schien auch sympathisch. Bei einem erzwungenen Halt keine 100km vom Start entfernt, weil die Freundin natürlich auf Toilette musste ;-), haben mein MF und ich unsere Scherze über Frauen und ihre Bedürfnisse gemacht, während sie ihres erledigen musste ;-). Da wir einen langen Weg vor uns hatten, waren wir recht früh aufgebrochen und es war gar nicht so einfach um die frühe Zeit auf dem Teilstück eine Toilette zu finden (war noch keine Autobahn). Ich hielt dafür annem Mac an der Strecke, wo wir sogar noch ein paar Min. darauf warten mussten, dass der überhaupt aufmacht ;-). Keine Sorge, das war noch nicht der gruselige Teil der Geschichte, ich wollte sie nur in Hitchcock-Manier mit einem lustigen Anfang starten, damit der sich anschließende Grusel nur noch größer wird ;-). Der größere hitchcockeske Grusel entsteht nicht in außergewöhnlichen Situationen, sondern aus völlig alltäglichen, bekannten, fast banalen heraus -niemand hat das so genau dargestellt wie Hitchcock-. Nachdem wir nach diesem „Nothalt“ uns wieder auf dem Weg machten, unterhielten wir uns weiter und unser MF begann zu erzählen, dass er ursprünglich aus dem Irak kommt (dass er kein „Biodeutscher“ war, war zwar äußerlich zu erkennen, aber woher genau er kam nicht, da er auch perfekt deutsch konnte). Dann machte ich den entscheidenden Fehler, ihn zu fragen, woher denn dort genau, worauf er mit Bagdad antwortete und dass er dort auch noch Familie hatte, die er da vor kurzem noch besucht hatte (ist schon ein paar Jahre her, allerdings schon nach der Invasion und Besetzung durch die Amis). Darauf begann er ungefragt weiterzuerzählen, dass es unter Saddam Hussein im Irak viel besser und vor allem sicherer gewesen sei und der der beste Präsident des Iraks gewesen sei. Mir fror dabei das Blut ein und nach der Aussage schauten meine Beifahrerin und ich uns aus den Augenwinkeln vielsagend an, ohne ein Wort zu sagen (er saß hinten). Von da an war die Stimmung von einem Moment auf den anderen völlig gekippt und es herrschte nur noch höchst betretenes Schweigen. Mit meiner mitfahrenden Freundin konnte ich mich aus nachvollziehbaren Gründen schlecht beraten, wie wir verfahren sollten, wiewohl ich wusste, dass wir beide das gleiche dachten. Da ich damit überhaupt nicht gerechnet hatte, war ich unschlüssig wie ich reagieren sollte: jmd. gleich in der Pampa oder an der nächsten Raststätte rausschmeißen, weil der eine für mich nicht akzeptable Ansicht kundgetan hat? Er hatte sich ja nicht uns gegenüber schlecht verhalten, aber die Aussicht mit der Person noch ca. 500 weitere km im Auto zu sitzen, war mir ebenfalls ziemlich unangenehm. Man muss zu seiner Verteidigung sagen, dass es zu der Zeit war, als in Bagdad noch fast jeden Tag Bombenanschläge passierten und dass er nach der Aussage auch erwähnt hatte, dass seine dort noch verbliebene Familie täglich dieser Gefahr ausgesetzt war und die Stadt eine reine Katastrophe sei. Da wurde ich nachdenklich, wie ich wohl in so einer Situation urteilen würde, wenn man die „Wahl“ zwischen einem gnadenlosen, mordenden Diktator und der Aussicht jeden Tag beim Erledigen seiner alltäglichen Dinge auf der Straße umzukommen, „hätte“. Ich beschloß daher für mich erstmal weiterzufahren und abzuwarten wie sich die Situation weiterentwickelt. Zum Glück dauerte es auch nicht mehr allzu lange bis wir den ersten geplanten Zwischenstopp erreichten, wo wir noch einen weiteren MF mitnehmen wollten, der zum Glück da war (war am selben Ort wo ich die 3 geplanten MF „verloren“ hatte, s.o. ;-)). Der konnte dann die Situation etwas entspannen und von unserem 1.MF etwas ablenken, schließlich kamen wir auf das Thema den Rest der Fahrt über auch nicht mehr zu sprechen. Der MF aus dem Irak wollte tatsächlich auch an unseren eigentlichen Zielort, ich hatte aber als Ziel eine größere Stadt davor angegeben. Dummerweise hatte ich am Anfang unserer Fahrt unser eigentliches Ziel genannt und er hatte sich schon Hoffnungen gemacht, dass er bis dahin auch mitkommen könnte, zum Glück allerdings musste ich das aber auch schon vor der Geschichte ablehnen, da wir einen weiteren Zwischenstopp in einer anderen Stadt eingeplant hatten, die nicht direkt auf der Strecke lag. Nichtsdestotrotz schien er das überhört zu haben und fragte während der weiteren Fahrt mehr als einmal, ob wir ihn nicht bis an unseren gemeinsamem Zielort mitzunehmen. Anfänglich hat ich es ja noch bedauert, dass wir ihn nicht bis dahin mitnehmen könnten wg. unserem geplanten Zwischenziel, nach seinen gruseligen Ausführungen war ich froh drum und habe ihn dann am vorab ausgemachten Mfg-Ende rausgelassen auch zur sichtbaren Erleichterung meiner Beifahrerin ;-). Das wars auch schon im Wesentlichen, hörte sich w.lich schlimmer an als es im Endeffekt war, für mich wars jedenfalls in der Situation so gruselig und hat mich so nachdenklich gestimmt, dass ich mich jetzt noch -einige Jahre später- immer noch ziemlich genau an diese Mfg mit einem unguten Gefühl zurückzuerinnere, vor allem wenn man mitkriegt, wie sich die Lage seitdem dort entwickelt hat. Wenn diese für Dich/euch nicht gruselig genug war, die Geschichte wie ich (unbeabsichtigt) MF „gewonnen“ habe, könnte sogar noch gruseliger sein, aber etwas unterhaltsamer sein, sie hat auch ein happy end :wink: Für heute solls erstmal wieder genug sein.

Schön jedenfalls, dass die Rubrik noch nicht ganz eingeschlafen zu sein scheint und Du mephistophelia sie noch weiterverfolgst, ein großer Daumen hoch für Dich zum Initiieren dieses Themas. Würde mich natürlich auch interessieren, auch von anderen Geschichten zu lesen, dann könnte man auch vergleichen und abgleichen, ob man ebenfalls auch schon ähnliche Erfahrungen mal gemacht hat oder nicht :wink:

Solche Aussagen haben Mitfahrer schon oft getätigt und ich finde sie auch nicht gruselig. Vielmehr bin ich skeptisch gegenüber allen „Berichten“ unserer Medien über solche Krisengebiete geworden. Eigentlich hatte ich noch nie einen aus diesem Raum, der das Eingreifen der Amis/Nato okay fand.

Ich hatte mal einen Mitfahrer „Anthony“ von Dortmund nach Sachsen. Da er fast akzentfrei deutsch sprach war ich etwas überrascht, als ein ca. 2 Meter großer dunkelhäutiger, ca. 50-jähriger Mann auf mich zukam. Die Fahrt war sehr unterhaltsam und er erzählte mir nachdem „das Eis getaut war“, daß er von den Bahamas stammt und an beiden Irak-Kriegen als „US-Marines-Angehöriger“ sowohl unter BUSH senior als auch BUSH-junior als Reservist teilgenommen hat. Im 2.Irakkrieg hätte er sich zusammen mit vielen anderen Soldaten geweigert, Medikamente einzunehmen, die angeblich vorbeugend gegen HUSSEIN’s Giftgas wirken sollten und woran die Verweigerer zweifelten. Er sollte dafür 3 Jahre in Haft, wurde aber nur unehrenhaft von den Marines entlassen. Spätere Untersuchungen hätten bestätigt, daß die Medikamente nicht gegen Husseins Giftgas sondern gegen die eigene von den Amis eingesetzte Munition wirken sollten. Außerdem hätten spätere Studien ergeben, daß unter den Konsumenten dieser Medikamente die Rate bei rätselhaften Todesfällen, Selbstmorden und psychischen Erkrankungen besonders hoch war.

Jetzt lebt „Anthony“ nach eigenen Angaben in den Sommermonaten in Deutschland und im Winter auf den Bahamas, wobei er darauf achten muß, daß sein Flug nicht in den USA zwischenlandet. Er schlägt sich mit Export-/Importgeschäften durch.

Heute weiß man immerhin allgemein, daß die Amis diesen Krieg unbedingt wollten und daß Berichte über Husseins Giftgas, die die Amis als Kriegsgrund nutzten, gefälscht waren.

Ich habe „Anthony“ später gegoogelt und als Major der Marines und im zivilen Leben als Rechtsanwalt tatsächlich gefunden.

@ meister

Ja stimmt, wirklich gruselig, wie Du und die Freundin den Mann wegen seiner Erfahrungen diskriminiert und in Gedanken verurteilt habt. Wie wäre es denn gewesen, vom hohen westlichen Roß herabzusteigen und den Mann zu fragen, was Hussein seiner Meinung nach so toll gemacht haben soll und was sie in seiner Zeit von Menschenrechtsverletzungen, Verfolgung usw. mitbekommen haben?

Vielleicht hättet Ihr etwas lernen können?

Daß es den allermeisten Irakern unter Hussein besser ging als mit und nach dem Krieg, der einen an sich geordneten Staat in Chaos und Unsicherheit gestürzt hat, ist wohl kein Geheimnis. Sogar Frauen hatten unter Hussein mehr Rechte als in jener Zeit, als der Iraker bei Euch im Auto war (wie es sich inzwischen entwickelt hat, kann ich nicht beurteilen, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß es wieder besser geworden ist). Es ist auch kein Geheimnis, daß die Amis Menschenrechtsverletzungen begangen haben.

Nicht von ungefähr bildeten sich ein halbes Jahr nach dem Einmarsch der Amerikaner im Nordirak jene Terrorgruppen heraus, die sich später unter dem Namen „Islamischer Staat“ formierten (so gesehen könnte man behaupten, daß es der ganzen Welt mit Hussein besser ging).

Ich hatte auch schon viele Iraker im Auto. Keiner von denen hat Hussein als besten Präsidenten bezeichnet. Trotzdem kann ich mir nach Schilderung der Zustände gut vorstellen, daß sich die meisten die Zeiten von Saddam zurück wünschen.

Sorry Meister, aber in der Klasse bis Du durchgefallen. :wink:

Die Frage nach Mephistophelia zu beantworten, überlaß ich Dir selbst.

Heute/gestern (03.12.16) passiert.

2 Mitfahrer aus Vorderhalunkistan kommen erst mal 15 Minuten zu spät, weil sie auf dem Weg zum Treffpunkt den falschen Bus nahmen.

Unterwegs dann „Kannst Du uns bis xy fahren?“ Nein, konnte ich nicht, der Ausstiegspunkt war vorab klar abgemacht.

Am Ziel angekommen, ich kassiere IMMER erst am Schluss, hatten die beiden kein Geld dabei (2x 25 Euro).

Sie ließen ihr Gepäck in meinem Auto und wollten zum Geldautomaten, der zu Fuß keine 2 Minuten entfernt ist.

Ich warte und warte, keine Spur von denen. Nach ein paar Minuten versuche ich mehrfach die beiden zu erreichen. 

Kein Lebenszeichen. Nach ca. 12-15 Minuten Wartezeit bin ich mit deren Gepäck abgedüst.

Eine weitere Viertelstunde später, keine Ahnung ob die zwei noch irgendwo im Mc Donald’s waren, rufen mich die beiden hysterisch an und fragen wo ich sei.

Ich eröffnete ihnen, dass ich es nicht einsehe, so lange auf Verpeiler zu warten und dass sie sich ihr Gepäck an meiner Wochenendadresse oder Sonntagabend am gleichen Treffpunkt mit dem Fahrtgeld auslösen können.

Die waren vielleicht sauer, Drohungen ohne Ende und immer wieder „Ey, sag isch Blablacar!“

Bin gespannt, ob ich nun Polizeischutz am Treffpunkt brauche und ob BBC mich dafür verwarnt oder gar sperrt.

Aber… vielleicht werde ich durch solche Erlebnisse ja doch noch ein Freund der Onlinezahlung?? :wink:

Hallo miba,

wie unangenehm!

Beschwere Dich zuerst bei BBC über die Mitfahrer, bevor sie sich über Dich beschweren.

Schließlich ist es nicht verwunderlich, daß man nach einer Fahrt auch bezahlen muß, und wenn man wegen irgendwelcher Umstände kein Geld dabei hat (ist mir auch schon mit Mitfahrern passiert), dann sagt man das vor der Fahrt und versucht noch unterwegs an einem Rasthof, sich Geld zu besorgen.

Das ist echt unverschämt :angry:

Schönes Wochenende!