Folgendes ereignete sich etwa im Jahre 2005, vielleicht auch im Jahr davor oder danach…
Auf ein Inserat einer Fahrt von Magdeburg nach München erhielt ich einen Anruf in gebrochenem Deutsch: »Hier Ali aus Köthen. Haben Sie Platz frei?«
Wir besprachen die Details, insbesondere den Treffpunkt am Bahnhof - es war etwas schwierig, denn es wurde nicht klar, ob Ali aus Köthen wirklich verstand - und wir vereinbarten die Fahrt.
Keine 5 Minuten nachdem ich aufgelegt hatte, erhielt ich eine SMS: ‚Hier ist Ali aus Köthen. Haben Sie noch Platz nach München?‘
‚Na klar‘, dachte ich. ‚Er hat es nicht verstanden. Besser, ich gebe ihm die Informationen schriftlich, dann kann er alles in Ruhe nachlesen.‘
Ich schrieb alle wichtigen Details in eine SMS und bestätigte die Fahrt nochmal.
Am Abfahrtstag rief er mich 10 Minuten vor der vereinbarten Zeit an: »Hier Ali aus Köthen. Ich steh am Bahnhof.«
»Ich bin in 10 Minuten da«, bestätigte ich. »Bis gleich!«
Sechs Minuten vor der Zeit kam eine SMS: ‚Hier Ali aus Köthen. Ich bin schon da.‘
An der nächsten roten Ampel tippte ich zurück: ‚Komme auch gleich.‘
Ali aus Köthen begann zu nerven.
Dann fuhr ich am Treffpunkt vor. Da standen meine drei Mitfahrer; sie hatten sich schon ohne mich gefunden: zwei Damen und ein wie zu erwarten arabisch aussehender junger Mann. So begriffsstutzig kam er mir gar nicht vor.
Sonst war niemand mit passender Beschreibung dort.
Die Mitfahrer waren schnell verstaut; die beiden Damen auf der Rückbank und der Araber auf dem Beifahrersitz.
Eine Dreiviertelstunde nach Abfahrt - wir waren schon längst in nette Gespräche vertieft - klingelte plötzlich mein Telefon.
Ich nahm ab.
»Hier Ali aus Köthen, wann Sie kommen?«
Ich sah den jungen Mann neben mir von der Seite an.
»Wer bist denn Du?«
Der sank ein ganzes Stück in seinem Sitz zusammen.
»Ali… aus Köthen.«
Es hatten zwei Alis angefragt, einer stets per Anruf, der andere per SMS. Jener per SMS hatte es ins Auto geschafft. Der andere, der sich dummerweise erst eine Stunde später meldete, nachdem ich ihm gesagt hatte, daß ich in 10 Minuten da bin, war am Bahnhof in Magdeburg geblieben. Hätte er sich eher gemeldet, hätte man immerhin noch verhandeln können, ob die Rückbank ausnahmsweise auch einmal mit drei Personen besetzt werden könnte - bei dem Opel Omega, den ich damals fuhr, wäre das durchaus vertretbar gewesen.
Am Abend rief ich den stehengebliebenen Ali aus Köthen nochmal an. Er war inzwischen - mit dem Zug - gut am Ziel angekommen und mir nicht böse.
Seitdem notiere ich mir Name und Telefonnr immer noch separat auf einem Zettel und vergleiche bei neuen Anfragen, selbst wenn sie noch so identisch erscheinen…