Hallöchen,
ich versuche schon seit einiger Zeit Licht ins Dunkel des (klein)gewerblichen Angebots von Mitfahrten zu bringen.
Ich bin selbstständig und arbeite entweder von zu Hause aus oder mobil, habe natürlich einen Gewerbeschein und bin auch ansonsten kein „schwarzes Schaf“.
Möchte ich auch nicht werden
Ich wohne derzeit in Berlin, Freunde und Familie allerdings auf der anderen Seite von Deutschland.
Meine Überlegung ist daher, mir ein größeres Auto (Vivaro) zuzulegen, um komfortabler mobil arbeiten zu können, zu reisen etc.
Diese Reisen möchte ich gerne als Mitfahrt anbieten, erziele damit aber wohl auch Gewinn- und ganz ehrlich: warum sollte ich das nicht gut finden?
Reich werde ich damit nicht, das sollte jedem klar sein, mein Geld verdiene ich anders besser.
Meine Fahrten wären wohl unregelmäßig: z.B. alle zwei Wochen in die Heimat und saisonal (Sommer) einfach verschiedene Ort zu verschiedenen Zeiten bereisen.
Unter diesen Gesichtspunkten bliebe ich wohl ein „ganz normales weißes Schaf“. Vielleicht fahre ich aber auch öfter und setze mich daher mit diesem Thema auseinander.
Ich habe kein Problem damit, alles offiziell und mit Abfuhr entsprechender Einkommenssteuer abzgl. anrechenbarer Kosten an den Staat transparent zu handhaben.
Ein Personenbeförderungsschein kann dann in Betracht gezogen werden, ist aber glaube ich noch nicht Pflicht, da an gewisse Parameter gebunden.
Ich habe bis auf ein paar Ausnahmen im Internet hauptsächlich die Meinung vertreten sehen, dass es ein absolutes No-Go und moralisch sowieso total daneben ist, mehr als den Spritpreis zu verlangen.
Das Haupt-Pro-Argument dafür ist doch, dass ich ohne nette Mitfahrer den ganzen Spritpreis selbst zu zahlen hätte…
Dies finde ich allesdings eine etwas einseitige Betrachtung- die Win-Win Situation ist unabhängig dieses Faktors doch entscheidend- oder nicht?
Wenn ich fahre, dann habe ich folgende Kosten:
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Sprit
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Verschleiß
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Versicherung
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Steuer
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Verschmutzung
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Verantwortung, alle heilbehalten ans Ziel zu bringen (und damit verbunden Stress bzw. wer weiss was im Falle eines Unfalls)
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Einschränkung in der Entscheidung (ich kann nicht spontan an ner schönen grünen Wiese ausspannen, weil ich nicht alleine unterwegs bin)
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Verpflichtung, pünktlich abzufahren und anzukommen und fit zu sein (nicht z.B. am Abend vorher spontan feiern gehen und doch dann nicht oder später zu fahren)
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Nichterscheinen von Mitfahrern, unfreundliche / gewalttätige / suspekte Mitfahrer oder nicht zahlende Mitfahrer
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ganz abgesehen von dem Verdienstausfall, den ich während dem Fahren habe (da ich entweder fahre oder arbeite, nicht 8-17h arbeite und dann noch 500km fahre)
Daher finde ich es nicht gerecht, auf dem Spritpreis alleine herumzureiten bzw. kommerziell denkende Fahrer als Kriminelle / Unmenschen zu sehen…
Dieser Mehraufwand kann m.M.n. auch vergütet werden- ohne das es in Wucher ausartet oder eine Not der Mitfahrer ausnutzt.
Ich persönlich würde lieber bei einem offiziell gewerblich Fahrenden mitfahren als bei einem privaten, der mit Notrad auf eisglatter Fahrbahn mit nem alten Golf II über die Autobahn brettert… (Gabs schon )
Selbstverständlich gibt es diese schwarzen Schafe: alte bzw. schlecht gewartete Autos und damit verbundene Sicherheitsmängel, übernächtigte Fahrer und Schwarzarbeit.
Aber gerade deshalb wäre es doch umso sinnvoller, gewerbliche Angebote anzubieten und entsprechend darzustellen.
Das würde illegal gewerblich agierende Fahrer doch erst recht als solche deklarieren- und der eine oder andere Mitfahrer müsste sich nicht unsicher fühlen oder irgendwen anschwärzen, weil er mit 6 anderen in einem Großraumvan unterwegs ist…
Heisst in meinem Fall: wenn ich so häufig bzw. regelmäßig fahre, dass ich in einen gewerblichen Bereich komme, so melde ich das und gut…
Oder??
Jetzt sagt mir bitte nicht, dass es das schon längst gibt- dann wär’ ich echt überrascht- habe selbst vllt über die Jahre 15 Mal eine Mitfahrt angeboten, da habe ich sowas nicht gesehen.
Übrigens ist es moralisch vllt sogar verwerflicher, dass es viele Berufspendler / Aussendienstler gibt, die eine entsprechende Kilometerpauschale (z.B. 0.30€/km) für ihren Berufsweg bekommen, trotzdem das gleiche Fahrtgeld verlangen, die Rechnungen einreichen und das Fahrtgeld nicht versteuern.
Und da kommt einiges zusammen… Nach der Spritkostenrechnung müssten dann Mitfahrer für 0.- + 10% mitgenommen werden
Fazit: Dies mag auch von mir eine nicht 100% objektive oder einseitige Betrachtung sein- ich hoffe, einen moralisch-rechtlichen Weg zu finden und freue mich auf Meinungen oder Hinweise.
Danke und Grüße!
PS: Auf einem Blog im Netz wurde folgendes herausgestellt:
Ja, man darf mit einer Mitfahrgelegenheit Geld verdienen. Man muss sich lediglich an drei Regelungen halten.
- [*]Das Personenbeförderungsgesetz (PerBefG) schreibt vor, dass der Mitfahrverdienst nicht über den Betriebskosten des Autos liegen darf. Angenommen ein Auto weist Betriebskosten von 40 Cent pro Kilometer auf, so könnte auf einer Strecke von 20 Kilometer ein Gesamtbetrag von 8 Euro verlangt werden. Liegt die Mitfahrgebühr über den Betriebskosten gilt die Fahrt als gewerblich, was ohne Personenbeförderungsschein nicht rechtens ist und bei einem Unfall versicherungstechnische Probleme nach sich zieht.
[*]Eine Beförderung darf ausschließlich in Transportmitteln erfolgen, die nicht mehr als 9 Sitzplätze aufweisen. Bei mehr als 9 Plätzen benötigt man einen Personenbeförderungsschein.
[*]Die Fahrt darf nicht ähnlich eines Linienverkehrs aufgebaut sein. Es ist also nicht erlaubt ständig die selbe Strecke zwischen zwei Orten zurückzulegen ( und hierfür einen Fahrplan im Internet zu posten ).