Polizei stellt offenbar massive Verstöße gegen Lenk- und Ruhezeiten bei Fernbussen fest

19.01.2014 | 12:43 Uhr

POL-H: Buskontrollen am Zentralen Omnibusbahnhof (ZOB)

Hannover (ots) - Der Zentrale Verkehrsdienst Hannover hat vor dem Hintergrund des grenzüberschreitenden Linien- und deutschen Fernlinienverkehrs am Freitag, 17.01.2014, am ZOB 18 Fernreisebusse kontrolliert. Sieben wurden von den Beamten beanstandet.

Die Polizisten hatten in der Zeit zwischen 10:00 und 14:00 Uhr insgesamt 18 Busse einer Überprüfung unterzogen und davon sieben beanstandet. Fünf der Reisebusse waren auf einer internationalen Linie und die restlichen 13 als innerdeutsche Fernbusse unterwegs. Bei ihren Kontrollen stellten die Beamten 35 Verstöße gegen die Vorschriften zur Überwachung der Lenk- und Ruhezeiten der Omnibusfahrer fest. Fast alle Verstöße (34) fallen auf den neuen innerdeutschen Fernlinienverkehr. Als sehr bedenklich ist die Schwere der Verstöße bei fünf der beanstandeten Bussen anzusehen. In vier Fällen wurden Fernreisebusse mehrfach über längere Zeiträume ohne erforderliche Fahrerkarte des Busfahrers bewegt, vermutlich um die rechtlich zulässige maximale Lenkdauer auszudehnen. In einem Fall muss ein 61-jähriger Busfahrer aus Süddeutschland, der sich von Hamburg auf der Rückfahrt in den Süden befunden hatte, mit einem Strafverfahren wegen Fälschung technischer Aufzeichnungen rechnen. Der Mann steht im Verdacht, nachträglich auf seiner Fahrerkarte eine nachweisliche Lenkzeit als Pause eingetragen zu haben. / st

„Schwarze Schafe“ wird es immer geben - sei es jetzt bei den LKW- oder Busfahrern. Schuld daran sind aber in erster Linie die Unternehmen die ihre Fahrer unter Druck setzen.

Auf der anderen Seite gibt es genug PKW-Fahrer die genauso fahr- bzw. fahruntüchtig sind wie Bus- und LKW-Fahrer die evt. ihre Lenkzeit um eine Stunde überschritten haben. Ich denke da z.B. an die Kleinbusfahrer die beispielsweise täglich eine Strecke Köln - Berlin und zurück fahren oder aber an Leute die nach einem 8 - 10 Stunden Arbeitstag meinen sich noch auf die Autobahn schwingen zu müssen und ein paar hundert Kilometer zu fahren.

Da „kräht kein Hahn nach“. :frowning:

Mehr zum Thema Lenk- und Ruhezeiten findet ihr auch bei Wiki, unter:

http://de.wikipedia.org/wiki/Lenkzeiten

Aber auch Ausnahmen und anderes, was einen Erstaunen lässt, ist dort zu finden. Letzten Endes ist das mit den Arbeitszeiten immer so eine Sache, auch in anderen Sparten, Stell dir vor, du hast einen Unfall, kommst auf die I.T.S. und ein Arzt, der schon10 oder 11 Std. ohne Pause hinter sich hat, soll an dir rumschnippeln. Auch kein tolles Gefühl.

ist nicht schön, keinesfalls. Aber ich bezweifle, dass sich da irgendwas ändern wird. Grad durch den Boom an Fernbusangeboten wird die Konkurrenzsituation untereinander ja nicht leichter. Und die Unternehmen kalkulieren ja schon mit dem Risiko, dass ihre Fahrer überprüft werden. :confused:

Das sehe ich leider genauso. Viel zu viel Angebot, viel zu wenige Fahrer und teilweise merkt man denen beim Fahrstil auch schon den Druck im Nacken an. Ich fühl mich inzwischen so unbehaglich in diesen Bussen. Lieber ne MFG. 

Das habe ich auch schon erlebt. Bei gefühlten 100 Fast-Unfällen fühlt man sich nun wirklich nicht sicher in manchen Fernbussen.

@ crazyduck

Genau so ist es.

Mal abgesehen, dass diese Kontrolle vom Januar 2014 datiert  und sich seitdem nach meiner persönlichen Erfahrung bei den Fernbussen etwas zum Positiven geändert hat,

war genau dieser Report schon einmal Thema hier im Forum…hat wohl „dixi“ damals eingestellt.

Mal sehen, villeicht erwähne ich diese Kontrolle in einem halben Jahr noch einmal in einem neuen Thread…

Ich bin nun schon einige Male mit dem Fernbus verschiedener Anbieter gefahren…zum Fahrstil kann ich keinerlei Kritik ablassen, alles immer einwandfrei.

Und wenn doch einmal etwas passieren sollte, bin ich lieber Passagier in einem Bus, der 100 km/h fährt als in einem PS-starken Auto, das von einem Führerscheinneuling gefahren wird, der sich das dicke Auto von Papa geliehen hat, bei 200 km/h.

Pressemitteilung von heute:

Studie: Fernbusfahrer sitzen zu lange am Steuer

 

Düsseldorf - Fahrten mit den Fernbussen werden in Deutschland immer beliebter. Die Branche boomt, hat allerdings einen bedeutenden Nachteil für die Fahrer.

Fast jeder vierte Fernbusfahrer sitzt einem Bericht zufolge zu lange am Steuer. Bei Kontrollen im Jahr 2014 und im ersten Halbjahr 2015 seien bei nahezu jedem vierten Fahrer Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten festgestellt worden, berichtete die „Rheinische Post“ am Donnerstag unter Berufung auf eine Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen-Bundestagsfraktion.

 

Die Regierung verwies demnach auf einen Sonderbericht des Bundesamtes für Güterverkehr, wonach im Jahr 2014 254 deutsche Busse kontrolliert wurden, deren Fahrer in 60 Fällen gegen die Vorschriften zu Lenk- und Ruhezeiten sowie Fahrtunterbrechungen verstießen. Im ersten Halbjahr 2015 wurden demnach bei 217 Buskontrollen 53 Verstöße festgestellt.

„Der Preisdruck im Fernbusgeschäft wird immer wieder auf dem Rücken der Busfahrer ausgetragen“, sagte der Verkehrsexperte der Grünen-Fraktion, Matthias Gastel, der in Düsseldorf erscheinenden „Rheinischen Post“. Verstöße gegen die Lenk- und Ruhezeiten seien kein Kavaliersdelikt. Die Kontrollen müssten daher ausgeweitet und Verstöße strenger geahndet werden, forderte der Grünen-Politiker.

 

 

Pressemitteilung von heute. 

@ badenius

" In einem Fall muss ein 61-jähriger Busfahrer aus Süddeutschland, der sich von Hamburg auf der Rückfahrt in den Süden befunden hatte, mit einem Strafverfahren wegen Fälschung technischer Aufzeichnungen rechnen. Der Mann steht im Verdacht, nachträglich auf seiner Fahrerkarte eine nachweisliche Lenkzeit als Pause eingetragen zu haben. / st"

Der Autor dieser Aussage hat nun überhaupt keine Kenntnis bzw. wenig Ahnung einer Fahrerkarte und was das genau ist. Eine solche kann man dahingehend nicht manipulieren und schon gar nicht nachträglich. Absoluter Bullshit. Möglicherweise handelte es sich noch um das alte System des Fahrtenschreibers. Daran wurde oft versucht zu manipulieren. Das ist  aber mittlerweile Prähistorisch. :) 

Man könnte theoretisch Ruhezeiten nachtragen, wenn gesetzwidrig ohne Karte gefahren wurde.

Diese Fahrten ohne Karte werden aber im Massenspeicher des Kontrollgerätes abgelegt und fliegen bei Kontrollen ruckfix auf.

Die Strafen dafür sind nicht im Taschengeldbereich, weder für den Fahrer noch für den Unternehmer (der übrigens wesentlich mehr abdrücken muss!).

Lenkzeitüberschreitung kann auch bedeuten, dass der Fahrer statt maximal zulässiger 4:30 Lenkzeit vor einer 0:45 Pause 4:35 gefahren ist. Huh, wie schwerwiegend … aber es wird geahndet und natürlich als LuRZ-Verstoß in die Statistik aufgenommen.