Man kann Amerika und Deutschland im Verkehr nicht miteinander vergleichen.
Eher könnte man Peking und Deutschland vergleichen
Ich muss mal ein wenig politisch werden, ich versuche dabei keine konkrete Partei zu ergreifen…
Fernbusse sind Rosinenpicker, und das ist das Problem. Öffentliche Mobilität ist entweder eine Mischkalkulation, oder nicht sicherzustellen. Die Privatisierung der öffentlichen Mobilität (und das schreibe ich als Erzkonservativer) ist neoliberaler Bullshit. In dem Moment, in dem Mobilität nach wirtschaftlicher Rentabilität angeboten wird, zerfällt ein Land in strukturschwache Zonen und Wirtschaftszonen, mit dem entsprechenden Potential für gesellschaftliche Spannungen. Ich setze diesen Mechanismus im Forum als bekannt voraus.
Die Bundesrepublik hat sich nach den verlorenen Kriegen angeschickt, aus den Fehlern zu lernen, und eine soziale Marktwirtschaft zu etablieren, basierend auf Solidarität und Ausgleich. Deswegen gibt es den Länderfinanzausgleich, deswegen gibt es alle Maßnahmen zur Bekämpfung der Obdachlosigkeit (und entsprechend praktisch keine Obdachlosigkeit bei uns - ich vergleiche hier mit Ungarn und Rumänien, wo Obdachlosigkeit eine Standard-Existenzform ist), inkl. der bedingungslosen Bezahlung eines festen Wohnsitzes durch den Staat.
Entsprechend ist auch die öffentliche Mobilität der Bundesrepublik konzipiert - sie soll alle Bürger erreichen. Die Rentabilität war nie das primäre Ziel. Öffentliche Mobilität war als „spezifisch öffentliches Gut“ nicht auf Profit ausgerichtet.
So ein Staat kann natürlich nur dann funktionieren, wenn sich die Politik in den Dienst der Bürger und der Demokratie stellt.
Diese Politik wurde 1982 („die Wende“) durch die Unfähigkeit der SPD zur Einigkeit und durch den Willen der FDP, die soziale Marktwirtschaft zu sabotieren, verlassen. Sukzessive wurde der Sozialstaat, in dem „Eigentum verpflichtet“ die Regel war, (Idealvorstellung dieser Idee: die Fugger-Familie) unter immer korrupter werdenden Regierungen (durch alle Parteien und Koalitionen hinweg) in ein System umgewandelt, in dem Vermögen (ich schreibe bewusst nicht „Geld“) nach oben zu fallen zu hat, und der Staat NICHTS dagegen tun darf, im Gegenteil, diesen Vorgang zu unterstützen hat.
So ist die Liberalisierung der Telefon- und Postdienstleistungen noch halbwegs zivilisiert verlaufen (auch „kleine“ Anbieter müssen ländliche Zonen versorgen), bei der Liberalisierung des Fernverkehrs ist jegliche Moral weggefallen. Der Gedanke der staatlichen Dienstleistung der öffentlichen Mobilität ist begraben. Das zunehmende Aufkommen der „Bürgerbusse“ ist auch ein Symptom dieses Prozesses.
Fazit: die Existenz der Fernbusse ist EIN Symptom eines politischen Prozesses, der heute von den Wählern so gewollt ist. Wenn die Rückkehr zur SOZIALEN Marktwirtschaft nicht gelingt, also eine Marktwirtschaft, in der der Staat spezifisch öffentliche Aufgaben übernimmt (zumindest durch Festlegung der Rahmenbedingungen - die Ausführung kann durchaus privat sein), wie Verteidigung, Mobilität, Kommunikation, Flugsicherung usw., Eigentum verpflichtet und Solidarität VOR Vermögenskonzentration steht, werden wir Stück für Stück uns selbst überlassen - also auf amerikanische und/oder russische Verhältnisse zurechtgestutzt.
Eine politische Bewegung, die dieser Tendenz entgegensteht, sehe ich nicht. Ich sehe nur politische Alternativen, die stärker (SPD/CDU/CSU) bzw. viel stärker (Grün, Linke, AfD, FDP) danach schreien, die soziale Marktwirtschaft vom Erdboden zu tilgen.
Also werden uns die Busse auch erhalten bleiben - mit aller kriminellen Energie, mit der sie fahren.