Das Bewertungssystem bei Blablacar ist wirklich das Allerletzte. Vom Grundsatz her eine gute Idee, in der praktischen Ausführung aber eine einzige Zumutung.
Blablacar weigert sich beharrlich, objektive Kriterien für eine Bewertung verpflichtend zu machen und die Bewertung bei Zuwiderhandlung ggf. zu löschen. Neulich bekam ich von einem unverschämten Bengel, den ich als Mitfahrer hatte, eine schlechte Bewertung, die er u.a. damit begründete, dass ich ihm im privaten Gespräch arglos erzählte, was ich am Vorabend der Fahrt privat unternommen hatte. Jetzt steht in meinem Profil für alle Ewigkeit: „Als er mir erzählte, dass er gestern bis 5 Uhr feiern war, fühlte ich mich unwohl“. Die Fahrt begann um 14.30 Uhr und ich hatte acht Stunden geschlafen, war weder übermüdet noch hatte ich am Vortag Alkohol getrunken. Eine dummdreiste Einmischung eines unverschämten Mitfahrers in die Privatangelegenheiten des Fahrers und objektiv nicht im Ansatz ein Grund für eine schlechte Bewertung (wie etwa selbst verschuldete Unpünktlichkeit, Unzuverlässigkeit, Nichteinhalten von getroffenen Absprachen).
Ein weiteres Manko dieses Bewertungssytems besteht darain, dass man erst sieht wie man bewertet wurde, wenn man selber eine Bewertung abgibt. Da ich selbstverständlich fair bewerte, habe ich o.g. Mitfahrer positiv bewertet, da es vor und während der Fahrt keinerlei Grund zur Beanstandung gab. Als ich dann meine Bewertung sah, bin ich aus allen Wolken gefallen, hatte aber keinerlei Möglichkeit mehr, dagegen vorzugehen noch meine eigene Bewertung abzuändern. Hätte ich um den miesen Charakter dieses Mitfahrers gewusst, hätte ich ihn natürlich niemals positiv bewertet.
In dieser Form ist der Willkür Tür und Tor geöffnet. Es können genauso gut schlechte Bewertungen abgegeben werden mit der Begründung, der Fahrer hänge dem falschen Fußballverein an, wähle die verkehrte Partei oder höre unmögliche Musik. Objektive Kriterien: Fehlanzeige. Ebenfalls ist es bei diesem System denkbar, dass ein Mitfahrer, der objektiv schlecht zu bewerten ist (z.B. weil er selbst verschuldet erheblich verspätet zum Treffpunkt kommt und sich nicht an getroffene Absprachen hält), den völlig korrekt handelnden Fahrer, der ihn wegen seines Fehlverhaltens rügt, schlecht bewertet mit der Begründung, er „habe sich nicht wohl gefühlt, weil der Fahrer sauer reagiert“ hätte.