Hallo Jan,
die Krise bekomme ich von den Fahrern, die nicht wissen, was sie tun, und dadurch Andere (insbesondere mich) gefährden.
Deine Fahrweise kenne ich, und wende sie ab und zu auch an.
Auf 200 km ist allerdings bei freier Fahrt und mit wenig Verkehr eine Ankunftszeit deutlich unter einer Stunde möglich, während Du über zwei Stunden unterwegs bist. Was nicht schlimm ist. Es ist die schere, zwischen Zeit und Geld, die sich öffnet… Wenn ich JEDE Woche freitags 600 km hin und sonntags 600 km zurück fahren muss, kannst Du Dir vorstellen, dass ich Fahrzeiten zwischen 3 und 4 Stunden SEHR zu schätzen weiss. Das ist möglich, wenn ich nach 20:00h starte.
Wenn ich alle paar Wochen dann noch einen 1200-er auf die Bahn legen muss (einfach), wird es GANZ bitter, denn ich möchte gerne an dem selben Tag ankommen, an dem ich gestartet bin. Allerdings geht das meist nur mit max. 130 km/h (Österreich und Ungarn). Die sind aber meistens absolut möglich (Wels, Linz und um Wien herum geht es langsamer), und der Schnitt ist am Ende der Reise auf jeden Fall über 120 km/h. Das ist in Deutschland tagsüber auf Streckenlängen um ~700 - ~1000 km absolut unmöglich, wenn man sich an die Regeln hält. Hier kommt die Geschwindigkeit aus der konstanten Fahrweise (130 km/h Tempomat) und KEINE Pausen.
Sehen wir es realistisch:
200 km/h++ SIND riskanter als Deine 90 km/h. Aber 130 km/h sind nciht viel riskanter, als die 90 km/h.
1200 km mit 40 Minuten Pause (mmax. ein kurzer Pipistopp, Tankstopp zwischen Oed und Schwechat, Vignettenstopp an der ungarischen Grenze - zusammen max. 10 min + 30 min Fresstopp bei einem Mäckes (Loosdorf, Schwechat, Parndorf) grenzen an Wahnsinn. Ohne Koffein ist das nicht zu schaffen. Mit obiger Methode ist die Strecke in 11:30h abgefrühstückt. Der Rückweg dauert oft nur 9:30-10:00h, weil er SONNTAGS ist, kein Vignettenstopp braucht, und in den abend hinein geht. Hinwärts wollen wir ankommen, bevor die schwiegereltern Augenringe kriegen, weil sie wachen und warten… Deswegen kommen wir meist wochentags (Freitag(Samstag) in den Berufsverkehr/Reiseverkehr.
Wenn man Dinge zu erledigen hat, geht das nur so, oder gar nicht. Darüber hinaus benötige ich beim Fahren, dass „etwas passiert“. Ich brauche ständigen Input. Als LKW-Fahrer habe ich ECHT Probleme… Nicht, dass man es eilig hat, aber ein zünftiges Elefantenrennen IST „etwas“, was „passiert“ - gegen das Einschlafen Wenn die Bahn völlig frei ist, MUSS ich 200++ km/h fahren, sonst „passiert“ nichts, und ich werde müde. Bei 200 km/h++ kann ich wenigstens ab und zu ein wenig nach rechts und nach links lenken… In Österreich/Ungarn bin ich auf gesteigerte Unterhaltung durch Radio und meine Frau angewiesen - und auf Koffein In Rumänien zu fahren ist für mich einfach: da passiert bei 60 km/h so viel, dass ich in München im dircksten Berufsverkehr mit einer Hayabuza 300 km/h durch den Candidtunnel in München fahren müsste, um in etwa die gleiche Spannung zu erleben. Dabei wird die Spannung nicht durch MICH aufgebaut
Alles in allem ist, was ich brauche:
- Abwechslung (auch ohne Zeitgewinn)
- Zeitgewinn (wenn die Strecke lang ist, oder die Zeit zwischen Hin- und Rückfahrt nur kurz)
Deswegen fahre ich eher schnell.
Vom Rasen möchte ich aber GANZ entschieden Abstand nehmen. Solange einer nicht auf der linken Spur einpennt (meist Ösis und schweizer), lasse ich JEDENin Ruhe, blinke nicht, lichthupe nicht, und dicht auffahren mache ich ohnehin nicht. Letzteres überlasse ich Anderen, an die hänge ich mich dann aber auch dran, sobald die die Spur „freigeräumt“ haben
Was ich nie gedacht hätte: ein BMW trägt GANZ deutlich zum entspannten Fahren bei. Die linke Spur wird extrem viel öfter und früher für mich freigemacht, als mit je einem anderen Wagen zuvor - selbst dann, wenn ich nicht schneller bin! Faszinierend… Schnelles Fahren beansprucht mich nicht besonders. Bis 230 km/h empfinde ich die Geschwindigkeit als komplett entspann, erst darüber stelle ich die Rückenlehne etwas steiler, und halte das Lenkrad etwas fester. Letzteres wäre ohnehin nicht nötig, die Lenkung ist voll elektrisch. Ich drehe an dem Ding nur als Absichtsbekundung, die tatsächliche Durchführung der Lenkbewegung übernimmt ein Servo. Durch eine besondere Einstellung nehmen bei meinem Auto die notwendigen Lenkbewegungen mit zunehmender Geschwindigkeit ab. Bei 230 reicht ein schiefer, Puslsschlag und das Auto fährt um die Ecke… Da muss man höllisch aufpassen…
Wichtig ist auf jeden Fall das persönliche Gefühl der Entspannung. Nach 1200 km mit 130 km/h bin ich gerädert. Nach 600 km mit 200++ km/h fühle ich mich tiefentspannt. Wichtig: ich fühle michbei 200 ++ km/h KEINESWEGStiefentspannt, wenn andere Autos „im Weg“ sind/waren. Die Tiefentspannung empfinde ich, wenn die Bahn FREI ist.
Folgende Weisheit stammt von mir: „Wer auf der Autobahn bremst, der rast.“ Insgesamt, aber BESONDERS auf der Autobahn, muss man so fahren, dass das Auto vor JEDEM Hindernis ausgerollt werden kann, „notfall“ mit Zurückschalten. Entsprechend: wenn ich in kurzer Folge die Bremse 2-3x betätige, senke ich die Geschwindigkeit. Das alles tue ich aus dem selben Grund, weswegen Du Deine Linie fährst: ich möchte ETSPANNT ankommen Konfliktsituationen heraufzubeschwören, weil man der Meinung ist, dass es damit schneller voran geht - völlig sinnlos. Seine Linie zu fahren, ohne Andere zu behindern oder belästigen, gerne auch mit 200 ++ km/h, KANN genau so entspannt sein, wie Deine 0 km/h - das ist individuell zu beurteilen.