Ich habe heute mal folgendes dazu geschrieben:
Sehr geehrter Herr Wolfrum,
ich habe mein Augenmerk weitestgehend auf Ihren Hauptartikel gelegt und nicht alle Kommentare verfolgt. Natürlich sehe ich die Dinge etwas anders, aber es gibt auch ein paar Grundsätzlichkeiten, die Sie leider etwas verdreht darstellten.
Zunächst ist Carpooling nicht seit über 10 Jahren der Betreiber. Zuvor war es Mikini aus München und davor war es eben der bekannte dreier Studentenverbund. Vater des Gedankens, bzw. der Plattform ist und war Sven D., der nun eine alternative Seite (fahrgemeinschaft.de) anbietet.
Ich denke, um fair mit der Angelegenheit umzugehen, sollte man sich fragen was man eigentlich für so eine Vermittlungsseite braucht. Im Prinzip nur eine Datenbank und eine Domain. Beides ist weder schwierig noch Kostenintensiv, wie uns ja deutlich die vielen Alternativportale zeigen, die seit Einführung der 11%-Abgabe bei der MFG wie Pilze aus dem Boden schießen.
Ferner finden sich in meiner Schülerschaft viele Menschen wieder, die selber einen Server und Datenbänke, wenn auch mit anderem Hintergrund, betreiben. Der Kostenaufwand ist wirklich als gering einzustufen, da sich diese selbst mit Taschengeld finanzieren lassen.
Was zu den Kosten beiträgt sind Dinge wie Strom, Internetverbindung und nicht zu vergessen, der sogenannte Traffic, also die Menge an Daten, die verschickt und versendet werden.
Und genau hier fangen schon die ersten Ungereimtheiten an. Denn für das Inserat an sich ist es völlig irrelevant, ob die Reise nun 10, 100 oder 1000 km beträgt. Vergleichbar wäre dies mit einer dreizeiligen Fließtext-Anzeige in der Zeitung. Allein die Zeilen kosten Geld, unabhängig davon was da nun drin steht.
Somit ist es auch nicht nachvollziehbar, warum jemand bei der MFG der von München nach Hamburg fährt mehr Kosten verursachen soll, als jemand der von Hannover nach Bielefeld reist.
Zwischendurch darf ich erwähnen, dass ich, der dieses Portal schon seit dem Millennium nutzt, sicherlich mit zu den alten Hasen gehört. So habe ich damals auch versucht nach meinen Möglichkeiten dieses Portal bekannt zu machen, z.B. durch Werbeaufkleber oder einem Interview beim Stern. Aber das war noch die Zeit, wo dieses Portal im studentischen Besitz war.
Kommen wir aber zurück zu den angeblichen Kosten der MFG und deren Gebühren. Obwohl selbst Informatikschüler wissen, dass sich über Online-Werbung einige hundert bis viele tausend Euro verdienen lassen, beklagte das MFG-Team die steigenden Kosten. Seltsamerweise aber erst, als der Laden Mikini und später Carpooling gehörte und mit Features aufgeblasen wurde, die die Mehrzahl der Nutzer weder wollte, noch brauchte.
Es lässt sich sicherlich diskutieren, ob man nun unbedingt die Reisestrecke als Google-Maps angezeigt bekommen muss oder ob subjektive Bewertungen einen Nährwert haben, wenn sie die eigene Reisestrecke gar nicht betreffen.
Der überwiegende Tenor der damaligen Nutzer war eben: „Bläht euch nicht auf, produziert bitte keine Kosten für Schnickschnack, wir regeln unsere Bedürfnisse lieber selbst.“
Und zunächst schien es auch auf wohlwollende Ohren zu treffen. Denn es gab scheinbar immer irgendwie Menschen, die nicht in der Lage waren simpelste Kommunikation zu führen, versetzt wurden oder ihrem Obolus hinterher liefen. Das war aber eindeutig die Minderheit und vieles ließ sich auch mit eigener Dummheit erklären. Nur dafür kann die breite Masse nichts.
Jedenfalls bot man gegen Gebühr ein Premiumsystem an, wo sich alle „Unfähigen“ und „Sicherheitsfanatiker“ wiederfinden konnten. Nur ging eben die Rechnung nicht auf, denn der Großteil war durchaus in der Lage seine Belange selbst zu organisieren.
Fazit: Es wurde mutwillig mehr Traffic geschaffen als erforderlich und so mit die Kosten nach oben getrieben. Aber rechtfertigt das die 11%?
Wie in vielen Forum zu lesen war, hätte die Mehrheit der Nutzer nichts gegen einen Monats- oder Jahresbeitrag gehabt. Und Ihre Argumentation, die ich gleich nochmals aufführe, hingt. Besonders deshalb, weil Sie, wenn es ihnen passt, gerne auf andere Online-Modelle zurückgreifen. Sie schrieben:
"Mitgliedsgebühr: Fixer, unflexibler Betrag, auch bei Nichtinspruchnahme des Dienstes. Keine Alternative für mich
Anzeigengebühr: Zahlen auch bei Nichterfolgsfall. Nicht wirklich, oder? Auch: Die Analogwelt würde grüßen lassen."
Ich erwähnte schon anfangs das Inserat in der Zeitung. Sie bezahlen die Anzeige, egal ob Sie etwas verkaufen oder nicht, und egal wie hoch der Preis Ihres Artikels ist. Warum das so ist, entspricht ja auch der Logik, da es dem Setzer oder der Druckerschwärze egal ist was da steht – drei Zeilen sind eben drei Zeilen.
Gleiches Prinzip hat auch Ebay. Ein Angebot zu erstellen kostet einen Beitrag, egal ob Sie Ihren Artikel nun verkaufen oder nicht. Ich könnte hier noch Seitenweise Beispiele aufzeigen, die zeigen, dass eigentlich Ihre Anschauung doch eher unrealistisch und weltfremd ist.
Kommen wir nun zur Höhe des Beitrags. 11% sind mehr als happig. Ich könnte nun wieder hunderte Beispiele bringen, nehme aber mal meinen eigenen Fall. Als Beziehungspendler fahre ich meine Strecke ca. 45 mal pro Jahr hin und zurück. Im Durchschnitt habe ich 2,5 Gäste an Bord, die sich mit 20,- Euro pro Person an den Benzinkosten beteiligen.
Damit komme ich auch gut hin, denn ich vertanke nach jeder Reise ca. 70,- Euro an Kraftstoff und habe somit auch einen Eigenanteil von 20,- Euro oder auf eine klassische Woche gerechnet: 40 Euro trage ich, 100 meine Mitfahrgäste. Von letzterem Betrag will nun die MFG 11% haben, als 11 Euro, was im Jahr sich auf 495 Euro summieren würde.
Da stellt sich nun wirklich die Frage: „Für was?“ Für ein Buchungssystem, was mehr Nach- als Vorteile aufweist. Allein zu diesem Thema könnte ich seitenlange Referate halten. Nur soviel: Barzahlung bei der Fahrt ist für beide Seiten immer noch das Beste. Falls das nicht verstanden wird, werde ich dies gerne in einem weiteren Statement erörtern.
Ferner ist das Buchungssystem der MFG nicht kompatibel. D.h.: es weiß nicht, ob von anderen Quellen eventuell Mitfahrer stammen. Es könnte nämlich auch sein, dass jemand einfach Ihre Nummer abgespeichert hat und Sie auf gut Glück anruft. Aber das erörtere ich bei Bedarf gerne nochmals später.
Abschließend nur noch soviel: Mit dem Stand vom September 2013 wirbt das Portal mit über 5 Millionen User. Wenn jeder pro Jahr nur einen Euro zahlen würde, täte dies niemanden weh und selbst Carpooling könnte prima leben und arbeiten.
Grüße Micha v. O.