Meine Abfahrt gestaltete sich einmal leicht schwierig. Nachdem ich den Kofferraum aufgeschlossen und das Gepäck von mir und meinem ersten Mitfahrer verstaut hatte, der direkt zu meinem Startpunkt kam, begab ich mich zur Fahrertür und schloss noch relativ gedankenlos die Tür auf. In dem Moment, als ich dies tat, wunderte ich mich plötzlich, wieso das eigentlich nötig ist, wo ich doch gerade am Kofferraum war. (mein Auto ist zwar 17 Jahre alt, aber Zentralverriegelung hat es schon ;-)) In dem Moment merkte ich auch, dass die hintere Türe nicht zuckte (da schnippen bei mir so Schieber nach oben, wie das bei älteren Autos eben früher so war, bevor das in die Türgriffe integriert wurde) und mir schwante Böses!
Kein ZV heißt kein Strom. Keine ZV heißt *gar kein* Strom. Und so war es dann auch: Es tat sich kein Mucks mehr beim Drehen des Zündschlüssels. Großes „Fuck!“. Das Auto stand nur 8 Tage unbenutzt da und war komplett tot. Das ging nicht in meinen Kopf. Vorher stand es über einen Monat in der Heimat, eher zwei. Es klang zwar etwas mühevoller als sonst, aber sprang dort problemlos an und ich war eine schöne Langstrecke gefahren, die Batterie* sollte also gut geladen sein, ging es mir durch den Kopf. Also entweder hatte irgendein Vieh… nein, es ist Winter… halten Marder nicht Winterschlaf…? Also hab ich das Licht angelassen… schau auf den Schalter, nein, habe ich nicht. Mist.
Ich rief meine Bekannte an, die ich in Norddeutschland besucht hatte. Sie war allerdings schon längst auf Arbeit. Ich fragte, ob sie ein Starthilfekabel besitzt oder jemanden kennt, der eines hat… erfolglos, sie hat keines und kennt auch niemanden. Beherzt marschiere ich von Haus zu Haus und klingle. Fast nirgendwo öffnet niemand (wer ist Montag am späten Morgen auch schon zu Hause, es ist ja Werktag im restlichen Deutschland) und wenn, dann ist es eine alte Oma, die sich nicht mal traut die Türkette zu entfernen und kein Auto hat oder man hat kein Starthilfekabel. Ich beginne mich zu fragen, warum ich soetwas eigentlich nicht habe. Mein Gedächtnis antwortet mir, dass mein Mazda mich in über 11 Jahren noch nie im Stich gelassen hat, also warum sollte ich. ^^ Blöd, irgendwann trifft es jeden mal… oder? (doch nicht)?
Während ich meinen Mitfahrer mit meinem Handy den anderen beiden Mitfahrern Bescheid geben lasse, dass wir uns verspäten (das arme Au-Pair aus Kiew tat mir ja gleich mal doppelt leid, nachdem ihr „Ziehvater“ hier sich so große Mühe gegeben hatte eine bombensichere MFG zu organisieren), arbeite ich weiter die Häuser ab. Schließlich werde ich fündig. Ein junger Mann ist zu hause, weil er wegen akuter Zahnschmerzen zum Zahnarzt muss und hat das benötigte Starthilfekabel samt Auto. *puh*
Er zieht sich noch an und kommt zu mir gefahren, wir schließen alles an, er startet, ich versuche zu starten und außer ein sehr kurzen, gequälten Ziehen tut sich anlassertechnisch nichts. Versuch zwei und drei tun gar nichts mehr. Warten. Mein Helfer legt mit nahe, dass Massekabel auch an die Batterie anzuklemmen (macht man optimalerweise eigentlich nicht, ein Massepunkt von Motor oder Karosserie reicht bzw. ist vorzuziehen). Nunja, ich habe keine Lust über Elektrotechnik zu schwafeln und folge. Erneuter Versuch, wieder nichts. Aber ich bemerke wieder ein kurzes Arbeiten des Anlassers. Aha, schön, die Batterie scheint also langsam geladen zu werden, auch nicht schlecht. Vielleicht reicht es bald, damit mein Bordnetz nicht komplett zuzusammenbricht, beim Versuch zu starten. Wenig später war es dann auch so weit. Nach drei weiteren Versuchen mit zunehmender Anlassertätigkeit reichte es dann aus um zu starten. Ich bedankte mich artig, wünschte ihm einen möglichst schmerzarmen Zahnarztbesuch und wir stiegen in mein Auto.
Nachdem ich Gebläse usw. wieder eingeschaltet hatte, bemerkte ich ein Leuchten im Augenwinkel. Ich blickte auf: Es war die Leselampe des Beifahrers. Sie war eingeschaltet. Ich knipste sie aus. Große Verwunderung erfüllte mich. Ich war alleine in dieser Straße gelandet, hatte meine letzte Begleitung am Hamburger Hauptbahnhof rausgelassen und es war dunkel als ich ankam. Wieso sollte die Leseleuchte eingeschaltet gewesen sein, wenn niemand mehr neben mir saß und ich im Dunkeln den Rest der Strecke fuhr? (mich irritiert Licht im Auto dann schon ziemlich, teilweise wundert man sich auch kurz, was da im Augenwinkel aufflackert, wenn der Beifahrer nachts das Handy plötzlich einschaltet)
Ich konnte und kann es mir bis heute nicht erklären, aber sie war eben eingeschaltet, Punkt. Damit war die Ursache meiner Probleme also nicht technisches, sondern menschliches Versagen. Ich dummer Idiot. Braves Auto. 700km Heimweg. Problemlos. Und nette Mitfahrer, die ich schließlich alle noch erfolgreich einsammeln konnte, wie eigentlich immer.
Das war in ca. 8 Jahren Mitfahrgelegenheit das erste Mal, dass ich Gefahr lief, eine Fahrt nicht erfolgreich durchführen zu können. Aber Ende gut, alles gut.
* ich weiß, dass es ein Akku ist.