Auszug (Tagesschau):
Was passiert bei einem Unfall?
Das Argument, ihr Modell könnte die Personenbeförderung in Städten effizienter machen, lässt man bei der Hamburger Behörde jedoch nicht gelten: „Die Strecken bei WunderCar sind keine zufälligen Mitfahrten - die Wege werden nur auf Wunsch des Kunden, also extra gefahren“, sagt Ulrich Werner von der Wirtschaftsbehörde. Ähnliche Tendenzen sind bereits seit längerem bei Portalen wie mitfahrgelegenheit.de oder airbnb.de zu beobachten.
Offen sind ebenfalls versicherungsrechtliche Fragen. Bei einem Unfall in einem regulären Taxi ist der Fahrgast in jedem Fall versichert. Deshalb sind Versicherungsprämien für gewerblich gemeldete Anbieter auch deutlich teurer. „Bei vermeintlichen Privatfahrten ist die Lage sehr viel komplizierter und kann damit enden, dass der Fahrer, falls er keinen entsprechenden Schutz hat, in Regress genommen wird“, sagt Ulrich Werner - und der Fahrgast im schlimmsten Fall leer aus.
Investoren geben 900 Millionen
Trotz all dieser Bedenken scheinen Investoren von dem Erfolg des Uber-Modells überzeugt. Rund 900 Millionen Euro konnte das Unternehmen von Geldgebern einsammeln. Den Börsenwert des Unternehmens schätzen Analysten sogar auf knapp 13 Milliarden Euro. Dieser Wert ist zwar hochgerechnet, könnte aber eine Orientierung für einen späteren Börsengang sein. Seit der Gründung in den USA vor rund vier Jahren ist das Unternehmen in 128 Städte in 37 Ländern expandiert. Streit mit lokalen Behörden und Taxi-Verbänden gab es dabei fast immer. In Frankreich zerstachen aufgebrachte Taxifahrer gar die Reifen von Uber-Fahrern. Die heutige Protestfahrt der Taxi-Unternehmen findet deshalb nicht nur in Berlin und Hamburg, sondern auch in London, Paris, Sao Paolo und Chicago statt.
EU-Kommissarin verteidigt Uber
Unterstützung für die Uber kommt dabei von ungeahnter Stelle: Neelie Kroes, EU-Digitalkommissarin ist empört, dass Uber in der belgischen Hauptstadt Brüssel gerichtlich verboten wurde. Sie sei „entsetzt“ über die „verrückte Entscheidung, die nicht die Fahrgäste schützt, sondern das Taxi-Kartell“. Viele der Taxifahrer würden zugeben, dass sie bei einem solchen Modell mehr Fahrgäste hätten und wahrscheinlich auch mehr verdienen würden, denn als Angestellte eines großen Taxi-Unternehmens.
Ein Blick auf die Zahlen gibt ihr da Recht. Laut Deutschem Taxiverband verdient ein Taxifahrer in Deutschland im Schnitt etwa 6,50 Euro pro Stunde. Sogar in Großstädten, wo sich der Verdienst nach dem Umsatz berechnet, bleiben nur etwa 40 Prozent des Geldes beim Fahrer hängen - die restlichen 60 Prozent streicht das Unternehmen ein. Der BPZ wehrt sich nach wie vor gegen den von der Bundesregierung beschlossenen Mindestlohn von 8,50 Euro.
Investoren profitieren, Fahrer verlieren
„Die Taxi-Branche ist tatsächlich stark unterbezahlt“, gibt auch der Volkswirt und Finanzwissenschaftler Rudolf Hickel vom Institut für Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen zu bedenken. Doch das Uber-Modell sei keinesfalls die Lösung: "Profiteure sind vor allem die Investoren, die keine Risiken tragen, aber satte Provisionen einstreichen. Verlierer sind die Fahrer, die sämtliche Risiken tragen.
Fragen nach Sicherheit
Ob sich das Geschäftsmodell von Uber oder WunderCar durchsetzen wird, bleibt deshalb fraglich. Der Taxi-Verband hat bereits angekündigt gegen die inoffiziellen Taxifahrer gerichtlich vorzugehen. Auch jenseits der rechtlichen und wirtschaftlichen Probleme stellen sich Fragen etwa der Sicherheit. Bislang ist nicht klar, wie zuverlässig die Personalprüfung der potenziellen Fahrer durch Uber wirklich ist. Zudem könnte das Modell für den Staat steuerliche Nachteile bringen. Denn ob die privaten Taxifahrer wirklich alle Einnahmen offiziell deklarieren und entsprechend versteuern, ist ungewiss. Deshalb dürften die Behörden ein wachsames Auge auf die Hobby-Taxifahrer haben.