Heute Jungfernfahrt mit meinen „neuen“ Dreier - ohne Mitfahrer. Ich bin einfach mal 4 Stunden früher gestartet, und als ich den Hof verließ, kam der Anruf: „Bittebitte mitnehmen, wir zwei wollen unbedingt nach XXX“.
Schiete… Zwei sehr nette Fahrgäste - musste ich absagen. Ich hatte einen termin auf einem Teilstück bereits klargemacht, und den musste ich dann wahrnehmen (privat).
Wen es interessiert…
Vorher Golf VI (2.0 TDI, 140 PS), jetzt BMW 320d, E90, 184 PS (xDrive, Efficient Dynamics)
Der Vergleich:
Vorne:
Im BMW sitzt man in dr höchsten Sitzposition etwa so tief, wie im Golf in der niedrigsten Sitzposition. Man sitzt quasi auf dem Boden. Die Sitze im BMW sind ohne Lordosetütze (also in Meinem), die habe ich aber auch nicht vermisst. Meine Frau (179 cm, lange Beine) konnte im Golf die Beine ausstrecken, ohne den Sitz ganz nach hinten zu schieben. Jetzt kann sie die Beine nicht mehr ausstrecken, auch dann nicht, wenn der Sitz ganz hinten ist. Zudem sieht es ein wenig aus, als würde sie hocken, und nicht sitzen. Trotzdem: sie hat sich nicht beschwert, bezeichnet den Golf als deutlich bequemer.
Hinten:
Die Kniefreiheit ist etwas geringer als im Golf (bei der selben Besetzung auf den Vordersitzen), aber die Fußfreiheit ist NULL. Zum Einsteigen muss man hinten die Beine komplett anziehen (sportlich), dann quetscht man die Füße unter den Vordersitz, wo sie links und rechts zwischen den Schienen des Sitzes eingeklemmt werden - komplett bewegungsunfähig.
Mal sehen, was ich für Bewertungen von Mitfahrern kriege… Alles, was größer ist als 160 cm, und Schuhgröße mehr als 36 hat, ist im 3-er hinten bewegungsunfähig eingerastet.
Ausstattung:
BMW: Holzklasse. Golf (Highline): eher Luxusklasse.
Im BMW gibt es keine Ablagen für Flaschen oder Dosen. Insgesamt sind die Ablagen dünn gesäht (kleine Seitentasche, in der Mittelkonsole einige Ablagen, ein HANDSCHUH fach mit Minimaßen (im „Handschuhfach“ des Golf könnte man sogar Migranten schmuggeln, im „Handschuhfach“ des BMW würde nichtmal deren Pass ordentlich Platz finden, wenn das Handbuch dort drin ist).
Verbrauch:
Bemerkenswert der BMW: Die Anzeige des Borcomputers ist sehr genau: 7,1 l/100 km. Der berechnete Wert (nach dem Tanken) war: 7,086l. Ich tanke immer bis die Luft us dem Tank raus ist, und der Sprit an der Einfüllöffnung schwappt.
Der Golf: bei 7.1 l Anzeige muss man von 7.5 bis 7.7 l/100 km ausgehen.
Insgesamt war der Verbrauch erfreulich. Bei Reisegeschwindigkeiten von durchweg 160 - 180 km/h (abzüglich Staus, Geschwindigkeitsbegrenzungen und Verkehr außerhalb der Autobahn), zwischensprints bis 212 km/h (GPS), sind 7.1 l/100 km akzeptabel. Der Golf hätte tatsächlich um 7.5-7.7 l/100 km verbraucht. Bei einer kurzten Testfahrt (250 km) mit diesem BMW hat er mit mir allein im Wagen bis Tacho 248 beschleunigt. Hinweis: bei Tacho 210 fährt er genau 202 km/h (GPS), also vermute ich, dass Tacho 248 real um die 235-240 km/h sein dürften.
An den Fahrleistungen des BMW hat man nichts zu meckern. Er zieht auch im 6. Gang bergauf locker bis 200-210 km/h hoch (GPS), war aber beladen mit zwei Personen und mit Umzugsgütern (umgeklappte Sitze). Man bedenke, dass der Wagen über 1600 kg wiegt (Golf: 1360 kg - habe ich auf einer Industriewage selbst gewogen). Am Verbrauch gibt es auch nichts zu meckern. Bei oben genannter Testfahrt mit 120 - 140 km/h auf der Autobahn (abzüglich ca. 50% der Strecke mit 60 - 80 km/h wegen Baustelle) hat er 5,4 l/100 km angezeigt, und ich gehe jetzt nach dem heutigen Tanken davon aus, dass dieser Wert halbwegs stimmte.
Fahrverhalten:
Der Golf zieht dynamischer um enge Kurven, wobei sich der BMW nicht aus der Ruhe bringen lässt, mir scheint, der knapp 20 cm längere Radstand macht den Wagen in engen Kurven etwas zäher.
Auf der Autobahn liegt der Golf auch in „engen“ Kurven wirklich gut. Aber der BMW hat da Reserven wie vom anderen Stern. Wo der Golf mit 160 km/h (mit 225-er reifen auf 18" und mit Sportfahrwerk) schon ein wenig an die Grenzen kommt, zieht der BMW mit einer Ruhe um die Kurve, dass man sich fragt, warum sich die Frau überhaupt aufregt. Sie muss wohl gemerkt haben, dass etwas nicht so ist, wie früher, als ihr Kopf nicht mehr gerade zu halten war… Egal. Bei geschwindigkeiten jenseits 210 km/h ist die Lenkung im BMW extrem feinfühlig - die kleinste Bewegung wird in eine Richtungsänderung umgesetzt. Schön! beim Golf hat man selbst bei Topspeed (210 km/h) noch eine weiche Lenkung mit viel Toleranz - aus dem BMW heraus würde ich sagen: teigig.
Fazit:
Holzklasse Ausstattung (da nützen alle Sportsitze und Lederapplikationen nichts), Weltklasse Fahrleistungen. Der Umstieg vom Golf auf 3-er empfielt sich nur bedingt - und zwar nur dann, wenn man auf Platz und Ausstattung verzichten kann…
Unterm Strich ist der Golf das deutlich angenehmere Fahrzeug, bequemer als der 3-er, als „Highline“ drastisch besser ausgestattet, als der Holzklasse 3-er - bei gleichem Preis. Der Golf ist besser zu beladen (der Touring kommt nicht in Frage: der soll auf der Rückbank noch weniger Platz bieten, als die Limousine!) und der Golf ist z.B. als GTD nur unwesentlich „lahmer“ als der 320d. Nur leider muss ich eine VW-Pause einlegen. Man weiß ja nicht, was die jetzt alles anstellen werden, und ehrlich: ich habe keinen Bock drauf. Achja, und 316d oder 318d kommen nicht in Frage: mehr Verbrauch bei lahmeren Fahrleistungen - ohne mich!
In drei Jahren werden die Karten neu gemischt. Und der jetzt neue Skoda Superb gefällt mir ausgesprochen gut. Wenn sich der Wagen als ein guter Griff erweist, gebe ich meinen heutigen Dreier für einen 2.0 TDI Superb mit ~180 PS in Zahlung. Da kann man auf der Rückbank die Beine ausstrecken, aber Fahrleistungen und Verbrauch werden deutlich schlechter sein, als beim 320d…
Übrigens fahre ich seit meiner Studienzeit immer sehr viele verschiedene Autos. Ich habe früher Europcar-Autos überführt, bin für Kurierdienste und Speditionen gefahren, und heute fahre ich alle Kompakt bis Mittelklassemodelle regelmäßig: es sind unsere Firmenfahrzeuge und sie werden nach dem Zufallsprinzip „zugelost“. Wenn nicht genug Fahrzeuge da sind, gibt es Mietwagen (von Hertz). Offiziell fahren wir nur Kleinwagen, aber Hetz stellt uns das hin, was gerade da ist - und das kann durchaus etwas ziemlich Dickes sein. Aus der Dienstwagenflotte habe ich mich für den 320d als beste Alternative zum Golf entschieden. Aber auf Geschäftsfahrten kann ich die Autos nicht so austesten. keine Beifahrerin (die GPS checkt), und keine abwechslungsreiche Strecken, auf denen viele verschiedene Fahrsituationen auszuprobieren sind. Von daher wusste ich nicht, wie der 320d beladen bergauf fährt, wie er in engen Autobahnkurven fährt u.v.m.
Insgesamt ist der 3-er BMW ein gutes Auto für ein Zweipersonenhaushalt. Wie meine Eltern oder die Schwiegereltern ins das Auto reinkommen (und wieder raus), wird sich zweigen (Schwiegervater ist 80 Jahre alt, und 185 cm groß… OK, er darf vorne sitzen - ohnehin - aber selbst dort ist der Platz für meine doch kleinere Frau knapp… )
Dummerweise vergleichen alle Tests den 1-er BMW mit dem Golf. Wegen der Motorisierung? Wegen des Preises? Es ist aber schwachsinnig.
BMW 1-er ist vom Platzangebot her, wie Audi A1 (schlimmer als VW Polo).
BMW 3-er ist vom Platzangebot her etwa wie Golf, nur weniger und unbequemer.
Und die anderen Massenprodukte von BMW:
BMW 2-er bewegt sich im Bereich Golf Plus/Sportsvan, aber vom Platz her unterhalb der B-Klasse von Mercedes.
BMW 4-er: nie angefasst.
BMW 5-er sehe ich mit dem Passat und dem A4 im Wettbewerb.
BMW 7-er kann ich nicht vergleichen.
Apropos BMW 116d: eine FURCHTBARE Karre. Beschleunig bis 199 km/h als gäbe es kein Morgen, und haut dort den Begrenzer vehement rein. Dickschiffe, die sonst alles von der linken Spur wegblinken und weglichthupen, halten respektvoll Abstand, wenn der 116d hinter dem LKW ausschert und Vollgas beschleunigt. Bei 199 km/h (auch bergauf) passiert dann, dass JEDER dicke Wagen, der vorher mitbeschleunigt hat, an der Stoßstange des 116d klebt. Da wird man an die Szene erinnert, als Schumacher Coulthard im regen aufgefahren ist. Er habe nicht gebremst, sei nur vom Gas gegangen.
GENAU so sieht es mit dem 116d auf der linken Spur der Autobahn aus.
Mit dem 3-er kriegt man die linke Spur auf der Autobahn gut frei, selbst, wenn man gar nicht überholen möchte. Wenn man vorbei will, reicht meist eine kurze Lichthupe. Einige pennen auf der linken Spur (selbst auf dreispurigen Autobahnen), da muss man manchmal länger lichthupen (so 3-5x). Aber auf den heutigen 600 km ist es drei mal passiert, dass die Kolonne links fuhr, die LKWs rechts, und vor mir Autos rechts eingeschert sind, um mich überholen zu lassen. OK, ich bin zwar mit hoher Geschwindigkeit an die Kolonne rangefahren, aber habe den Mindestabstand einhaltend den Wagen sanft gebremst, und bin brav und auf Abstand hinterhergefahren, ohne IRGENDWELCHE Zeichen zu geben, dass ich vorbei möchte. Um ein Fahrzeug weiter nach vorne zu kommen sehe ich nicht, irgend etwas zu unternehmen. Aber vor mir ziehen trotzdem einige der Wagen einfach so nach rechts, völlig unnötig - wohin soll ich denn fahren??? Da vorne sind ja noch andere Autos… Fahre ich vor, „klemme“ ich den, der „Platz“ machen will/wollte, hinter dem LKW glatt ein. Also habe ich die alle wieder rausgeblinkt. Einer hat sich aber entschieden, drin zu bleiben, ist dem LKW dicht ans Heck gefahren und hat dort scharf gebremst. Der hatte aber allen Platz der Welt vor mir wieder ruaszukommen. Herr lass Hirn vom Himmel regnen! Auf dern anderen Seite sind es ausschließlich junge Frauen in komischen Möhren (Renault Kangoo u.Ä.), die KEINEN Platz machen, selbst dann, wenn der LKW, den sie „überholen“, noch 500 m weit ist, und der Geschwindigkeitsunterschied kaum zum überholen reicht. Last but not least gibt es auch „Konkurrenz“. Nein, es sind nicht die Daimler, das hätte ich fast gedacht. Die fahren keine „Rennen“ mit mir. Es sind die Audifahrer mit beidseitigem Auspuff, die es unbedingt wissen wollen. Die hochbeschleunigen, wenn sie überholt werden, oder sich zwar überholen lassen, aber dann in meinem Heck hängen. Oder sie fahren linke Spur, weit und breit nichts zum Überholen, werden angeblinkt, und dann wollen sie „Rennen“ fahren. Beschleunigen bis Ultimo und gucken, ob ich folgen kann. Meine Güte… Kindsköppe! Nein, ich folge NICHT - ich beschleunige nur bis zu meiner momentanen Wohlfühlgeschwindigkeit.
Mit dem Golf hatte ich deutlich mehr „Mühe“, andere Fahrzeugführer zu überzeugen, mich vorbeizulassen.
Und falls sich jemand fragt, was dieser Bericht soll: Motto dieser Rubrik noch nicht gelesen? Jetzt doch? Noch Fragen?